Beratung, Begleitung und Unterstützung von Pflegefamilien
Die Hilfekonferenz hat stattgefunden. Der Pflegevertrag ist abgeschlossen. Das Pflegekind ist bei Ihnen eingezogen. Sie sind noch dabei, das Zimmer einzurichten, das Kind und seine Herkunftsfamilie besser kennen zu lernen und stellen möglicherweise Ihre gesamten Lebensgewohnheiten und Ihren Alltag auf das Pflegekind um. Das Pflegekind wiederum muss seinen Platz bei Ihnen finden und wird nach einer gewissen ruhigen Anpassungsphase meist unbewusst immer mal wieder überprüfen, ob es bei Ihnen sicher leben und bleiben kann.
Der Alltag mit dem Pflegekind kann beginnen. Sie lernen viele neue Leute kennen und werden mit Ihnen im Interesse des Pflegekindes zusammenarbeiten. Sie wollen alles richtig und gut machen, haben viel zu erledigen und an vieles zu denken. Es ist manchmal nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Fragen tauchen auf.
In dieser Phase setzt die Beratung und Begleitung durch die zuständige Fachkraft von PiK ein.
PiK unterstützt Sie durch:
Einzelberatung durch die zuständige Familienberater*in mindestens einmal im Monat mehr...
Die Beratung und Begleitung durch Pik dient dazu, Sie darin zu unterstützen, der individuellen Entwicklung und den Bedürfnissen des Pflegekindes und Ihrer gesamten Familie gerecht zu werden. Die Fachkraft steht Ihnen zur Seite, die Bedürfnisse der ggf. anderen Kinder (leibliche Kinder, Adoptivkinder, Stiefkinder und/oder eines anderen Pflegekindes) nicht aus den Augen zu verlieren und berät Sie zu Familiendynamik, ggf. zu Geschwisterdynamiken und den verschiedenen Rollen in Ihrer Familie.
Gemeinsam mit Ihnen schätzt die Fachkraft ein, was das Kind braucht, um sich in Ihrer Familie gut zu entwickeln.
Sie berät Sie darin, wie die regelmäßigen Besuchskontakte zu der Herkunftsfamilie in einem guten Rahmen sichergestellt werden können und ist Ansprechpartner*in für Sie zu allen Fragen rund um das Pflegeverhältnis (einschließlich Finanzielles und Rechtliches) und dem Erziehungsalltag.
Die Fachkraft begleitet Sie zur meist jährlichen Hilfekonferenz im Jugendamt und bereitet diese mit Ihnen auf Wunsch vor und nach.
Mindestens 4 x im Jahr persönliche Gespräche mit dem Pflegekind / mindestens zwei davon bei Ihnen zuhause mehr...
In den Einzelgesprächen mit dem Kind oder Jugendlichen besteht die Aufgabe der Familienberater*in in erster Linie darin, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, konkrete Unterstützung zu den Fragen und Anliegen des Pflegekindes zu leisten und ggf. Biographiearbeit anzubieten. Das ist auch die Grundlage für die Einladung zu Gruppen und Reisen mit anderen Pflegekindern, bei denen Sie dann im vertrauensvollen Rahmen dabei sein können.
Vor- und Nachbereitung und ggf. Begleitung von Besuchskontakten mehr...
Für die meisten Kinder ist es gut, Kontakt zu ihren Eltern zu halten. Abhängig von der individuellen Situation werden dafür Treffen zwischen den Herkunftseltern und den Kindern ausgemacht. Diese können z.B. auf dem Spielplatz stattfinden, aber auch begleitet in den Räumen von Pik in einem geschüzten Rahmen.
Wenn Besuchskontakte konfliktreich sind, werden sie sorgfältig mit allen Beteiligten vor – und nachbereitet, damit das Kind in der Situation selbst und danach möglich wenig Ambivalenzen und Irritationen erlebt.
Möglichkeit der Unterstützung in Krisensituationen mehr...
Der Familienalltag kann und wird Krisen mit sich bringen – wie in allen Familien. Ihre Familienberater*in kann dafür zeitnah Beratung anbieten und ist verbindlich an Ihrer Seite, um schwierige Zeiten zu überstehen.
Netzwerkarbeit: Unterstützung bei der Auswahl von Schulen, Kitas Therapeut*innen, Supervisor*innen, Kliniken etc.. mehr...
Ihre Familienberaterin berät Sie bei Bedarf zu der Auswahl all der Einrichtungen und Stellen, die zur Förderung des Pflegekindes und zur Unterstützung der Familie notwendig sein könnten. Sie kann Sie z.B. bei der Suche nach einer geeigneten Schule oder Kita für das Pflegekind unterstützen sowie die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und der Schule/dem Hort oder der Kita, fördern. Hier steht sie Ihnen zur Seite bei der Klärung wichtiger Vereinbarungen sowie bei Konflikten mit der betreffenden Einrichtung. insbesondere, wenn es nötig ist, Verständnis für die spezielle Besonderheit zu erzielen, die ein Pflegekind aufgrund seiner Geschichte mit den Herkunftseltern mitbringt. Dies kann z.B. eine besondere schulische Förderung oder Zuwendung bedeuten.
Gruppenangebote von PiK für Pflegeeltern und Pflegekinder
Fortbildungen von PiK für Pflegeeltern
Ihre Rolle als Pflegefamilie mehr...
Als Pflegefamilie üben Sie bei sich zu Hause im privaten Rahmen Ihrer Familie eine öffentliche Hilfe zur Erziehung (Vollzeitpflege) aus. Sie gestalten den Alltag, die Förderung, die Versorgung und die Erziehung des Pflegekindes. Sie ermöglichen dem Kind einen Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie und beantworten seine Fragen bzw. arbeiten mit ihm an seiner Geschichte (Biografiearbeit).
Rolle des Jugendamtes mehr...
Die/der zuständige Sozialarbeiter*in im RSD (Regionalen Sozialpädagogischen Dienst) hat eingeschätzt, dass die Unterbringung eines Kindes in einer Pflegefamilie geeignet und gewünscht ist und entschieden, welche Pflegeform angefragt wird. Er/sie hat das Einverständnis der Sorgeberechtigten zur Unterbringung des Kindes in Vollzeitpflege erwirkt. Der RSD arbeitet eng mit ggf. dem Familiengericht, dem/der Vormund*in, den Herkunftseltern, ggf. anderen Beteiligten, der Pflegefamilie und PiK zusammen.
Die Fachkraft im RSD läd zur regelmäßigen Hilfekonferenz ein und formuliert gemeinsam mit allen Beteiligten die Hilfeziele für das nächste Jahr. Die zuständige Fachkraft im RSD entscheidet über die Fortschreibung, Veränderung oder Beendigung der Hilfe.
Kooperation mit Sorgeberechtigten/Vormündern mehr...
Dies bedeutet, dem Vormund/Sorgeberechtigten einen Einblick in die Entwicklung und die Bedürfnisse des Pflegekindes zu geben. Der/die Vormund/in muss gefragt werden und trifft z.B. die Entscheidung bei der Auswahl der von Ihnen vorgeschlagenen Schule. Bei größeren Operationen und bei längeren Auslandsreisen benötigen Sie eine schriftliche Einwilligung des/der Vormundes/-in. Der Vormund sorgt sich darum, dass das Kind in einer gedeihlichen Umgebung aufwächst und macht sich davon regelmäßig ein Bild.
Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie mehr...
Die Herkunftseltern sind ebenfalls Beteiligte an der meist jährlichen Hilfekonferenz/Hilfeplanung. Sie können viele Ihrer Fragen bezüglich der Vergangenheit des Kindes beantworten.
Im Interesse und zum Wohl Ihres Pflegekindes wird von Ihnen erwartet, dass Sie den Herkunftseltern gegenüber eine respektvolle, freundliche Haltung einnehmen, unabhängig davon, was diese in der Vergangenheit getan oder nicht getan haben. Die Herkunftseltern haben in der Regel den Wunsch, etwas über den Alltag Ihres Kindes und über seine Entwicklung zu erfahren, auch wenn es für sie oftmals schmerzhaft ist, dass ihr Kind nicht mehr bei ihnen lebt. Die Reaktionen können sehr unterschiedlich sein und lösen wahrscheinlich auch bei Ihnen und Ihrem Pflegekind Gefühle aus. Mit der Verarbeitung sind weder Sie noch ihr Pflegekind allein. Ihre Familienberater*in unterstützt sie dabei. Auch in Hinblick auf die Besuchskontakte…
Besuchskontakte zur Herkunftsfamilie mehr...
Besuchskontakte sind für viele Pflegekinder wichtig, u.a. um sich ihrer Wurzeln zu vergewissern. Ob, wie oft, wie lange, wann und wo die Herkunftsfamilie und das Pflegekind sich treffen, wird in der Regel in der Hilfekonferenz festgelegt. Bei der Entscheidung steht das Wohl des Kindes im Mittelpunkt. Die Wünsche der Herkunftsfamilie und anderer wichtiger Bezugspersonen aus der Vergangenheit werden mit den Bedürfnissen des Pflegekindes abgeglichen.
Bei kleineren Kindern sind Sie als Pflegeeltern während der Kontakte dabei, um dem Pflegekind Sicherheit und Rückhalt zu geben.
Es kann sein, dass das Familiengericht die Häufigkeit der Besuchskontakte festgelegt hat oder auch eine Umgangssperre zu einzelnen Familienmitgliedern angeordnet hat. Gerade am Anfang des Pflegeverhältnisses besteht die Möglichkeit, dass Besuchskontakte von der zuständigen Fachkraft bei PiK begleitet werden. Langfristig werden Sie die Kontakte meistens selbstständig organisieren können.
Bei unbefristeter Vollzeitpflege und finden die Besuchskontakte zu Beginn einmal im Monat statt. Es kann aber auch öfter oder seltener sein.
Bei Krisen- und Befristeter Vollzeitpflege mit Rückkehroption zur Herkunftsfamilie werden häufigerere Kontakte angestrebt, die in der Regel von der Fachkraft begleitet werden.
Ihre Familienberater*in bietet Ihnen eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung von Besuchskontakten an, um gemeinsam bestmögliche Bedingungen für alle Beteiligten – in erster Linie für das Pflegekind – zu schaffen.
Auch mit den Herkunftseltern werden die Besuchskontakte mit der Familienberater*in bei Bedarf vor und nachbereitet. Hier wird für die Bedürfnisse des Kindes geworben, damit möglichst wenig Irritationen und Konflikte für das Pflegekind geschaffen werden.
Biographiearbeit mehr...
Alle Kinder fragen sich, wo sie herkommen, was sie erlebt haben, was ihnen von ihrer leiblichen Familie mitgegeben wurde. Um ihnen diese Fragen altersgemäß und ehrlich beantworten zu können, regen wir Sie zur Biographie-Forschung an – sowohl in Hinblick auf die Herkunftsfamilie als auch auf ihre eigene Familie – weil das Pflegekind eben in beiden Familien lebt bzw. gelebt hat.
Das bedeutet auch eine aktive Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte des Pflegekindes, bevor es zu Ihnen kam.
Um das für das Kind sichtbar zu machen, erhalten Sie von uns ein Erinnerungsbuch für Ihr Pflegekind, und können dort seine Lebensgeschichte und Stationen frühzeitig festhalten. Um so mehr Sie über die Zeit wissen, bevor das Kind zu ihnen kam, um so besser, damit Sie auf Fragen altersangemessen antworten können, ggf. sogar Fotos und Zeichnungen zusammengetragen haben.
Ihre Familienberater*in unterstützt Sie aktiv bei dieser emotionalen Arbeit.
Das Erinnerungsbuch kann für die Kinder ein Schatz sein, auf den sie immer wieder zurückkommen, wenn sie Halt suchen. Die Erfahrung, mit Ihnen über die Erlebnisse als Kind in seiner Herkunftsfamilie und in ihrer Pflegefamilie gesprochen zu haben, kann ihnen langfristig Sicherheit vermitteln.